Entwicklung

In den Jahren 1988/89 leitete die Betreibergesellschaft der französischen Skistation Val Thorens, SETAM, eine Studie, deren Ziel es war, eine Seilbahn zu entwickeln, die noch bei Windgeschwindigkeiten über 30 m/s betriebsfähig sein sollte. Laut SETAM fand sich zu dieser Zeit weder in Frankreich noch in anderen Ländern ein Seilbahnhersteller, der sich in der Lage sah, das finanzielle Risiko der Entwicklung einer solchen Seilbahn zu tragen. Schlußendlich wurde ein Firmenkonsortium mit Entwicklung und Bau beauftragt, an dem insgesamt rund 50 Firmen und Ingenieurbüros beteiligt waren. Federführend waren hierbei neben der SETAM das Planungsbüro DCSA des französischen Seilbahnpioniers Denis Creissels sowie der französische Maschinenbaukonzern Reel, dessen Know-How für die Montage benötigt wurde. Zudem lieferte der Schweizer Seilbahnhersteller WSO-Städeli einen Teil der seilbahntechnischen Ausrüstung.

Als Basis für die Technologie der neuen Seilbahn, die den Namen „Funitel“ (eine Kombination aus „funiculaire“, Standseilbahn, und „téléporté“, in etwa Seilschwebebahn) tragen sollte, dienten die Anfang der 1980er Jahre in Frankreich von Denis Creissels entwickelten und von Poma bzw. Agudio gebauten DMC-Umlaufbahnen mit zwei parallel geführten Förderseilschleifen und Kabinen bis 25 Personen. DMCs können somit als Hauptvorfahr der Funitels betrachtet werden. Für das Funitel wurde unter anderem der Abstand der beiden Förderseile von 80 cm auf 320 cm verbreitert und der Gehängearm auf rund 70 cm verkürzt, um die geforderte Windstabilität zu erreichen. Damit einher ging eine Veränderung der Kabinenaufhängung von der T-Form des DMCs in eine Art „H“, was wiederum gegenüber dem klassischen DMC etwas größere Kabinen ermöglichte. Diese Ideen waren bereits 1985 in Megève für eine Pendelbahn mit fix geklemmten Kabinen umgesetzt worden und wurden nun für das neue, kuppelbare Funitel-System übernommen.
Nach einer längeren Versuchs- und Testphase konnte die SETAM das Funitel de Péclet schließlich als erste Anlage seiner Art zum Start der Wintersaison im Dezember 1990 in Betrieb nehmen. Zur Sicherheit erhielt man jedoch die parallel verlaufende Viererkabinenbahn noch bis 1992.

Gut drei Jahre später adaptierte der etablierte und zu dieser Zeit noch eigenständige Schweizer Seilbahnhersteller Garaventa das System für eine zweite Anlage in Verbier (1994), die jedoch statt zweier einzelner Seilschleifen (DMC-Seilführung) über ein einziges, doppelt gelegtes Endlosförderseil (DLM) verfügte, wie es von der österreichischen Firma Doppelmayr 1987/88 in Sölden erst- und einmalig in dieser Form für eine sogenannte DLM-Umlaufbahn eingesetzt worden war.

Ein weiteres Jahr später wagte sich auch Doppelmayr selbst an sein erstes echtes Funitel, den Gletscherbus II am Hintertuxer Gletscher. Tatsächlich hatte Doppelmayr bereits 1993 eine ähnliche Anlage in Kanada realisiert, die jedoch nur über Pendelbetrieb verfügte. Für Österreich musste nun die ursprüngliche französische Technologie noch einmal komplett überarbeitet werden, um von den dortigen Behörden zugelassen zu werden. Damit war nach dem französischen Erstling und der adaptierten Version von Garaventa eine dritte Funitel-Variante entstanden.

In der Folgezeit entstanden diverse Funitels sowohl in den Alpen als auch in Japan und Nordamerika, meist als Hauptzubringer oder auf wichtigen Verbindungsstrecken. Als Variation der Funitels im Umlaufbetrieb entstanden auch Funitels im Pendelbetrieb oder Gruppen-Pendelbetrieb.

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